Dein Baby weint? So kannst du es beruhigen
Text: Sünje Nicolaysen Foto: Sarah Chai on Pexels
Schreien bis die Tränchen kommen, das ist bei Säuglingen keine Seltenheit. Ganz im Gegenteil, schließlich ist das Weinen ihre wichtigste Möglichkeit, sich mitzuteilen. Gemeinsam mit DRK-Elterncampus-Kursleiterin und Kinderkrankenpflegerin Carolin Gebert erklären wir, was du tun kannst, wenn dein Baby weint oder sogar schreit, und was möglicherweise dahintersteckt.
Das Weinen des Babys kann für Eltern eine große Herausforderung sein. Es kann verunsichern, den nächtlichen Schlaf rauben und so manches Mal zum Verzweifeln bringen – vor allen Dingen in der sogenannten Schreiphase in den ersten Lebensmonaten.
„Umso wichtiger ist es, sich klarzumachen, dass das Weinen eine Art der Kommunikation für Säuglinge darstellt“, betont Carolin Gebert. Sie können noch nicht sprechen und drücken stattdessen ihre Bedürfnisse und ihr Unbehagen durch Weinen und Schreien aus. „Achte am besten schon auf die Signale des Unbehagens vor dem Weinen, mit denen sie auf sich aufmerksam machen, wenn etwas unangenehm ist“, rät die Expertin. Und sie ergänzt: “Das Weinen ist das stärkste, aber nicht das erste Signal.” Indem wir mit viel Geduld und Trösten herausfinden, was hinter dem Schreien steckt, lernen wir das Baby jeden Tag besser kennen.
Jedes Baby weint anders
Babys schreien unterschiedlich viel. Manche schreien fast nie, manche nur ab und zu und nur kurz, andere sehr viel zu unterschiedlichen Tageszeiten. Jedes Kind kommt eben mit einer ganz eigenen Persönlichkeit auf die Welt. Aber das Gute ist: Im Laufe der Lebensmonate lernst du zu verstehen, was hinter dem Weinen steckt, du kannst das Langeweile-Weinen vom Hungerschrei unterscheiden und weißt in den allermeisten Fällen, wie du dein Baby am besten trösten kannst.
Häufige Gründe, warum ein Baby weint
Hunger: Einer der häufigsten Gründe für das Weinen eines Babys ist Hunger. Säuglinge haben noch sehr kleine Mägen und müssen daher alle paar Stunden gefüttert werden. Lerne die Hungerzeichen deines Babys richtig zu deuten, das können zum Beispiel Lippenleckerei oder Suchbewegungen mit dem Mund sein. Schreien ist ein spätes Zeichen für Hunger, umso wichtiger ist es, dass du schon die früheren Zeichen erkennst. Biete deinem Baby regelmäßig deine Brust oder das Fläschchen an. So kannst du sicherstellen, dass es satt ist und sich wohl fühlt.
Volle Windel: Eine nasse oder schmutzige Windel ist alles andere als angenehm und somit ein guter Grund, sich weinend und lautstark zu beschweren. Überprüfe regelmäßig die Windel deines Babys und wechsel sie, wenn nötig. Manche Babys mögen nicht lange in einer feuchten Windel liegen.
Müdigkeit: Ein übermüdetes Baby ist besonders schwierig zu beruhigen. Umso wichtiger ist es, die Anzeichen von Müdigkeit wie Gähnen, Unzufriedenheit oder Augenreiben möglichst früh zu erkennen und zu handeln, ehe dein Baby sich in das Schreien hineinsteigert. Lege es rechtzeitig zum Schlafen hin, achte auf eine ruhige Schlafumgebung und auf einen möglichst regelmäßigen Schlafrhythmus des Babys.
Bauchschmerzen: Kleine Babymägen und der gesamte Verdauungstrakt sind in den ersten Lebensmonaten sehr empfindlich. Bauchweh, schmerzende Blähungen oder Unwohlsein können relativ häufig auftreten. Ein hartes Bäuchlein oder das Schreien kurz nach dem Füttern können Hinweise auf Bauchschmerzen sein. Die Schmerzen lindern kann zum Beispiel eine vorsichtige Babymassage . Wenn du besorgt bist oder dein Kind unter Durchfall oder Verstopfung leidet, sprich mit deinem/deiner Kinderärzt:in oder deiner Hebamme über die Beschwerden und das häufige Weinen nach dem Füttern.
Nähe und Zuwendung: Nach der Geburt lieben Babys körperliche Nähe und den direkten Haut-zu-Haut-Kontakt, die an das Gefühl und die Enge im Bauch erinnern. Steckt dieser Grund hinter dem Weinen, dann beruhigt dein Baby sich wahrscheinlich, wenn es beim Saugen an der Brust deinen Herzschlag und deinen vertrauten Geruch wahrnimmt. Ist es nicht hungrig, kannst du es auf den Arm nehmen, mit ihm umhergehen oder es leicht wiegen.
Überreizung: Laute Stimmen und Geräusche, viele fremde Gesichter und überall neue Eindrücke – Situationen wie diese können Säuglinge leicht überreizen. Manche Babys sind hier empfindlicher als andere. Die Reizüberflutung gilt insbesondere für zu viel Trubel, kann aber auch bereits in einer fremden und lauten Umgebung passieren. Suche mit deinem Baby eine ruhige und reizarme Umgebung auf und beruhige es sanft.
Langeweile: Bereits Babys im zweiten, spätestens dritten Lebensmonat können sich langweilen und möchten beschäftigt werden oder zumindest in der Nähe von dir und der Familie sein. Lässt du dein Baby längere Zeit wach in seinem Bettchen liegen, kann es gut sein, dass es quengelt oder weint, um hochgenommen zu werden.
Zu kalt oder zu warm: Säuglinge sind sehr kälteempfindlich und kühlen schnell aus. Packe dein Kind daher immer gut ein, am besten mit mehreren Schichten übereinander im sogenannten Zwiebellook. Faustregel dabei: Ziehe ihm eine Schicht mehr an als dir selbst. Strumpfhose und Body unter dem Strampler und dazu ein Jäckchen aus Wolle sind besonders wärmend. Das Bettchen kannst du in den kälteren Jahreszeiten mit einer kleinen Wärmflasche vorwärmen. Denk daran, dass du sie aus dem Bett nimmst, ehe du dein Kind bettest. Für die Sommermonate gilt: Auch wenn es zu warm ist, fühlen Babys sich nicht wohl. Schwitzt dein Kind im Nacken, dann ist es zu warm angezogen. Im Sommer sind dünne Strampler und Hemdchen aus natürlichen Fasern die beste Wahl, da sie einen guten Wärmeaustausch sichern.
Störfaktor: Liegt dein Baby unbequem, ist die Kleidung zu eng oder es drückt eine Stofffalte beim Liegen? Oder möchte dein Kind beim Tragen anders gehalten werden? Dann ist auch in diesem Fall das Weinen die einzige Möglichkeit, dir das Unbehagen mitzuteilen.
So kannst du dein Baby trösten
Einige Babys lassen sich schnell wieder trösten oder finden allein zur Ruhe, andere schreien, bis die Tränchen kommen, und lassen sich kaum mehr beruhigen. Was helfen kann:
Tragen und Kuscheln: Die meisten Babys fühlen sich sicher und geborgen, wenn sie eng am Körper getragen oder mit viel Haut-zu-Haut-Kontakt gehalten werden. Du kannst eine Babytrage verwenden oder dein Baby eng an deinem Körper halten, um es sanft hin und her wiegend zu beruhigen.
Sanfte Berührungen: Streichle sanft über den Rücken oder das Gesicht deines Kindes. Auch eine Babymassage kann beruhigend wirken und sogar Beschwerden wie Blähungen oder Bauchweh lindern.
Manche Eltern schwören auch auf weißes Rauschen und sanftes Brummen als Beruhigungsmethode. Hintergrundgeräusche wie das Summen eines Ventilators oder das leise Rauschen eines Haartrockners können manchmal beruhigen, da das konstante Rauschen den Klängen ähnelt, die das Baby im Mutterleib gehört hat. „Aber das funktioniert noch lange nicht bei jedem Baby“, betont Carolin Gebert.
Schreit dein Baby ohne ersichtlichen Grund, ist es gesättigt, ausgeschlafen und frisch gewickelt und lässt sich trotzdem nicht beruhigen, dann nimm es auf den Arm und trage es umher. Wichtig ist, dass du selbst möglichst ruhig bleibst und nicht nervös wirst, denn dein Baby hat sensible Antennen für deine Stimmung. Rede ganz leise mit ihm oder singe ihm etwas vor.
Was auch helfen kann: Setz dich mit deinem Baby auf dem Arm auf einen großen Gymnastikball und wippe langsam auf dem Ball. Lässt sich dein Kind oft trotz allem nicht oder nur sehr schwer beruhigen, sprich am besten deine Hebamme an und bitte sie um Rat. Hilft das alles nicht, suche die kinderärztliche Praxis auf, um körperliche Beschwerden auszuschließen.
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